Nach der Verfassung aus dem Jahr 1982 war die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem Ministerrat unter Vorsitz eines Ministerpräsidenten und einer unabhängigen Justiz. Im September 2010 wurde in einem Referendum über die umfassendste Verfassungsänderung seit 1982 entschieden. Eine Gewaltenteilung existiert in der Türkei nur noch eingeschränkt.
Mit dem Verfassungsreferendum von 2017 sollte voraussichtlich Ende 2019 das parlamentarische System mit weitgehend repräsentativem Präsidentenamt in ein Präsidialsystem umgewandelt werden, was nun infolge der vorgezogenen Präsidenten- und Parlamentswahl am 24. Juni 2018 bereits geschehen ist. Damit wurde der Ministerrat als oberstes Exekutivorgan abgeschafft. Der direkt gewählte Präsident bildet nunmehr allein die Spitze der Exekutive. Der Einfluss des Präsidenten auf die Besetzung der Gerichte wurde ausgeweitet und Sonderrechte der Streitkräfte nahezu vollständig beseitigt.
Das Verfassungsgericht ist einer der obersten Gerichtshöfe der Türkei. Es entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze. Erstmals wurde 2005 mit Tülay Tuğcu eine Frau zur Vorsitzenden des Verfassungsgerichts gewählt, die das Amt bis zum 12. Juni 2007 bekleidete.
Eine Kommunale Selbstverwaltung ist in der Türkei nur sehr schwach ausgeprägt.[65]
Der Inlandsnachrichtendienst Millî İstihbarat Teşkilâtı wacht mittels umfangreicher Ermächtigungen u. a. über die innere Ordnung, Verfassung und Sicherheit des Landes. Die zahlenmäßig größten Gewerkschaftsbünde sind Türk-İş (gemäßigt, mit ca. 2,13 Mio. Mitgliedern), DİSK (links-orientiert, mit ca. 0,35 Mio. Mitgliedern) sowie Hak-İş (islamisch-konservativ, mit ca. 0,36 Mio. Mitgliedern).
Nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 herrschte in der Türkei der Ausnahmezustand, dieser wurde vom Parlament regelmäßig um drei Monate verlängert[72] und lief im Juli 2018 aus. Dadurch ist die Verfassungswirklichkeit in der Türkei weit von einem parlamentarischen System entfernt und entspricht einem Präsidialsystem, allerdings im Unterschied zum idealtypischen präsidentiellen Regierungssystem kann das Kabinett unter Vorsitz des Präsidenten Dekrete mit (vorläufiger) Gesetzeskraft erlassen.[73] Dies war auch schon unter Turgut Özal gängige Praxis.
Im Juli 2018 trat die am 16. April 2017 angenommene Verfassung in Kraft. Mit den erweiterten Rechten der Exekutive, insbesondere des Staatspräsidenten, hat sich im Wesentlichen gegenüber dem zweijährigen Ausnahmezustand nichts geändert.
Die dem Präsidenten Erdogan unterstehende Regierung wurde am 9. Juli vereidigt.
Nach Ende des Ausnahmezustandes wurden bestehende Anti-Terror-Gesetze verschärft.
Gesetzgebendes Organ ist in der Türkei die Große Nationalversammlung der Türkei (Türkiye Büyük Millet Meclisi). Sie besteht aus 600 Parlamentariern, die vom Volk direkt für vier Jahre gewählt werden. Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger der Türkei wahlberechtigt und auch wahlpflichtig. Eine Stimmabgabe an türkischen Grenzübergängen ist möglich. Die letzten Wahlen zum Parlament fanden am 24. Juni 2018 statt. Acht Parteien stellen mindestens einen Abgeordneten: Die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP), die Republikanische Volkspartei (CHP), die Demokratische Partei der Völker (HDP), die Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), die Gute Partei (İYİ), die Partei der Glückseligkeit (SP), die Demokratische Partei (DP) sowie die Partei der Großen Einheit (BBP).
Die Zusammensetzung des Parlaments sieht wie folgt aus:
Seit der Westanbindung gehören zu den außenpolitischen Konstanten für die Türkei der Wunsch nach einem Beitritt zur Europäischen Union und das Verhindern eines eigenständigen kurdischen Staates. Die Türkei betrachtet sich als Schutzmacht der Türken auf dem Balkan und der Turkmenen des Irak. Darüber hinaus versucht die Türkei eine Führungsrolle bei den Turkstaaten (Nordzypern, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Kasachstan) Vorder- und Zentralasiens einzunehmen und ihre Beziehungen zu den autonomen turksprachigen Republiken und Regionen zu verbessern.
Ungewöhnlich für einen mehrheitlich von Muslimen bewohnten Staat sind die guten Beziehungen der Türkei zu Israel; es werden unter anderem regelmäßig gemeinsame Militärmanöver durchgeführt. Allerdings bahnt sich seit dem Gazakrieg von Ende 2008 eine Beziehungskrise an.[94] 2009 und nach dem Ship-to-Gaza-Zwischenfall 2010 haben sich die Beziehungen zu Israel weiter verschlechtert.[95] Dafür haben sich die Beziehungen zu den islamischen Ländern verbessert.
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläuferorganisationen der EU und strebt seit über vier Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der EWG, später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an. Am 16./17. Dezember 2004 beschloss der Europäische Rat die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zum 3. Oktober 2005. Zuvor hatten dies sowohl die Europäische Kommission als auch das Europäische Parlament befürwortet. Obwohl die Verhandlungen pünktlich begonnen hatten, streben Beitrittsgegner weiterhin eine Privilegierte Partnerschaft an. Diese wird jedoch von türkischer Seite und den meisten EU-Mitgliedstaaten abgelehnt.
Daneben ist die Türkei Mitglied folgender überstaatlicher Organisationen:
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